Acht Ratschläge zur Lärmvermeidung - und der Kopf dahinter

"Grosse Grossraumbüros sind vielerorts eine Katastrophe, was den Lärm angeht."
Per Møberg Nielsen, der dänische Nestor der Lärmprävention, nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn es um Grossraumbüros geht.
"Die Lärmprobleme, die wir heute beobachten, haben ihren Ursprung oft in der Absicht, Geld zu sparen; mehr Menschen auf weniger Quadratmeter zu quetschen", sagt er. Dennoch ist er hoffnungsvoll. "Ich bemerke ein wachsendes Bewusstsein für Lärm in Büros."

Per_MN.jpgPer Møberg hat mehr als nur ein Standbein. Er hat als Elektromechaniker angefangen, sich zum Medizintechniker weitergebildet und dann einen Master of Science in technologischer und sozioökonomischer Planung gemacht. Dieser führte ihn in die Luftfahrtindustrie, wo er den Schwerpunkt auf die Akustik legte. 17 Jahre lang war er bei Scandinavian Airlines, SAS, für den Lärmschutz zuständig.

"Ich war damit beauftragt, die Lärmbelastung des Personals am Flughafen Kopenhagen zu reduzieren, wo viele Mitarbeiter lärmbedingten Hörverlust bekamen. Als wir fertig waren, hatten wir die Zahl der Verletzungen drastisch reduziert."

Nach einer Weile bekam Per ein erweitertes Aufgabenspektrum, unter anderem den Bau einer neuen Flughafenküche mit einer stark lärmkontrollierten Arbeitsumgebung.

Höhepunkt die Richtlinie über Lärm in Büros

Im Jahr 2000 machte sich Per Møberg Nielsen als Berater selbstständig.

"Ich habe mich an verschiedenen Forschungsprojekten beteiligt, nicht zuletzt an Schulen und Kindergärten. Diese Projekte waren sehr erfolgreich. Die Kopenhagener Stadtverwaltung budgetiert nun jedes Jahr Lärmschutzmaßnahmen in ihren bestehenden Schulen und Kindergärten."

Er engagierte sich auch in der internationalen Normungsarbeit in verschiedenen ISO-Arbeitsgruppen. Hier vertiefte er sich in die Messung der Lärmbelastung im Rahmen der Entwicklung der ISO 9612 - Determination of occupational noise exposure.

"Ich habe tatsächlich unzählige Messungen über die Lärmbelastung durchgeführt", sagt er.

Als Berater wurde Per auch beauftragt, mehrere Richtlinien für die Industrie und verschiedene Organisationen zu schreiben. Die am meisten verbreitete, verwendete und bekannte dieser Richtlinien ist die über Lärm in Büros.

"Um ehrlich zu sein, ist das mein absoluter Höhepunkt", lacht er. "Das ist die beste von allen Richtlinien, die ich geschrieben habe."

Erfolgreicher Lärmschutz

Nachdem er Scandinavian Airlines verlassen hat, hat er sich bemüht, die Hälfte seiner Zeit mit allgemeinen Lärmproblemen wie Forschung, Richtlinien und Standardisierungsarbeit und die andere Hälfte mit Lärmschutz am Arbeitsplatz zu arbeiten.

Wenn er auf seine Karriere zurückblickt, stellt er fest, dass es Jahre waren, in denen enorm viel und wichtige Arbeit zur Vorbeugung von Hörschäden innerhalb der Arbeitsmedizin geleistet wurde.

"Lärmschutz zur Verhinderung von Hörschäden war viele Jahre lang erfolgreich. Aber vor 10-15 Jahren verlagerte sich der Fokus weg von der traditionellen Lärmbekämpfung zur Reduzierung von lärmbedingtem Hörverlust und hin zu lästigem und störendem Lärm."

Heute dominieren Projekte in Büros, Schulen und Kindergärten seine Arbeit.

format_quote

Die Arbeitgeber haben es auf die harte Tour gelernt. Trotzdem kümmern sich zu viele Management-Teams nicht wirklich darum. Ich verstehe nicht, warum, denn es reduziert die Produktivität.

Menschen auf der Fläche Verdichten

Vor der Ära der Grossraumbüros gab es eine lange Zeit, in der Privatbüros die Bürogestaltung dominierten.

"Damals wollten viele Arbeitgeber Geld sparen, indem sie Menschen in grosse, offene Landschaften quetschten. Es gab zu viele Arbeitsplätze, die nicht entsprechend der Arbeit, der Kultur und den Menschen vor Ort eingerichtet waren. Die Leute haben es einfach gemacht, ohne viel über die Störungen und Folgen für die Arbeitsumgebung und damit für die Produktivität nachzudenken. Jetzt sehen wir diese Konsequenzen."

Per sieht jedoch eine veränderte Einstellung hin zu einem grösseren Bewusstsein für Lärmprobleme in Büros.

"Die Arbeitgeber haben auf die harte Tour gelernt. Dennoch kümmern sich zu viele Managementteams nicht wirklich darum. Ich verstehe nicht, warum, da es die Produktivität reduziert."

format_quote

In den Fällen, in denen ich als Berater tätig war, ist das Problem fast ausnahmslos eine zu lange Nachhallzeit im Büroraum. Um das zu beheben, braucht man mehr Dämpfung des Raumes.

Gehen wir zu weit?

Per weist darauf hin, dass Grossraumbüros nicht unbedingt schlecht sein müssen. Es kommt nur darauf an, welche Art von Jobs im Büro ausgeführt werden.

"Bei manchen Jobs gibt es keine Probleme mit einem Grossraumbüro. Jetzt sehen wir eine vielfältigere Einstellung, die sich darauf konzentriert, welche Arbeit die Menschen tatsächlich verrichten, und das Bestreben, die Bürogestaltung besser auf die verschiedenen Arbeitsplätze abzustimmen. Aber es war sehr schwierig, dies zu erreichen."

Einige könnten sagen, dass wir Gefahr laufen, für den Lärmschutz zu weit zu gehen und das Überdämpfen eines Raumes in Kauf nehmen.

"In manchen Räumen kann man es übertreiben, was zu einer besseren Spracherkennung führt, was in Büros nicht gewünscht ist. Aber dort, wo ich als Berater tätig war, ist das Problem fast ausnahmslos eine zu lange Nachhallzeit im Büroraum. Um das zu beheben, braucht man eine stärkere Dämpfung des Raums."

Drei Hauptursachen für Lärm

Im Leitfaden "Lärm in Büros" beschreibt Per Møberg Nielsen drei Hauptaspekte, die man bei der Beurteilung von Lärmproblemen berücksichtigen muss:

  • Der Arbeitskontext, wie ist die Art der Arbeit, das Bedürfnis nach Konzentration, das Bedürfnis nach Kommunikation und die psychosoziale Arbeitsumgebung.
  • Physikalische Bedingungen wie der Schallpegel, die Nachhallzeit, die Hörbarkeit und die Lärmfrequenzen.
  • Individuelle Bedingungen wie Hörvermögen, Erwartungen, Schallempfindlichkeit und Stressresistenz.

Sechs Schritte, die bei der Renovierung/dem Umzug in ein neues Büro beachtet werden sollten

Um diese Ursachen oder Kernbereiche zu definieren, müssen Sie einen Prozess durchlaufen, der die Mitarbeiter einbezieht.

Der Leitfaden zeigt einige Schritte auf, die zu beachten sind:

  1. Wählen Sie einen Bürotyp, der an die auszuführende Arbeit angepasst ist.
  2. Passen Sie das Büro an die Menschen an, die darin arbeiten werden. Die Gestaltung muss die Arbeitsprozesse unterstützen und darf sie nicht behindern.
  3. Stellen Sie sicher, dass die grundsätzliche Gestaltung und Ausstattung in Ordnung ist, wie z. B. die Laufwege, die Akustik, die Beleuchtung, die Belüftung und so weiter.
  4. Beziehen Sie die Mitarbeiter und die Sicherheitsbeauftragten (Fachkraft für Arbeitsschutz) ein und beteiligen Sie sie.
  5. Informieren Sie gründlich und geben Sie Gelegenheit zur Diskussion. Beantworten Sie aufgeworfene Fragen. Seien Sie aufgeschlossen und diskutieren Sie sowohl Pro als auch Kontra.
  6. Akzeptieren Sie, dass es sowohl emotional als auch schmerzhaft sein kann, von einer Art von Büro zu einer anderen zu wechseln.

Acht Ratschläge zur Lärmvermeidung am Arbeitsplatz

Per Møberg Nielsen fasst seine Gedanken zur akustischen Bürogestaltung zusammen:
  1. Verwenden Sie hoch schallabsorbierende abgehängte Decken aus Mineralwolle.
  2. Vermeiden Sie Räume mit zu grossen Deckenhöhen.
  3. Installieren Sie ausreichend Schallabsorber an Wänden in der Höhe, in der Personen arbeiten.
  4. Verwenden Sie schallabsorbierende Möbel und Stellwände.
  5. Vermeiden Sie Lärmquellen im Büroraum.
  6. Passen Sie die Bürogestaltung an denjenigen an, der gehört werden soll und vice versa.
  7. Stellen Sie sicher, dass Sie genügend Räume für konzentriertes Arbeiten, Besprechungen und Gespräche haben.
  8. Vermeiden Sie Laufwege, die Menschen an ihren Arbeitsplätzen stören.

Text: Lars Wirtén