Free-hanging acoustic panels in shopping centre

Kontor Zum Alten Speicher

Möglichst schnell, möglichst passend, möglichst nah: Veränderte Konsumentenbedürfnisse erfordern es mehr denn je, Einkaufszentren in einem städtebaulichen Kontext zu planen. Das „Kontor Zum Alten Speicher“ im Bremer Stadtteil Vegesack ist das beste Beispiel dafür. Als erster fertiger Baustein des gleichnamigen Stadtquartiers stellt es künftig die Nahversorgung einer gegenüberliegenden Wohnanlage sicher, die 2022 eröffnen soll. Unabhängig davon, erfährt das Kontor aber auch jetzt schon eine sehr gute Resonanz. Das inspirierend gestaltete Einkaufsumfeld mit einem visuell beeindruckenden und akustisch wirksamen Deckenkonzept dürfte seinen Teil dazu beitragen.

Objekt: „Kontor zum Alten Speicher“

Bauherr: Haven Höövt Projektentwicklungsgesellschaft mbH

Architekt: archis Architekten + Ingenieure GmbH

Grundstücksfläche: ca. 19.000 m2

Verkaufsfläche: ca. 11.500 m2

Projektart: Teilabriss und Revitalisierung im Bestand

Baubeginn: Juni 2018

Fertigstellung: Herbst 2019

Fotos: HGEsch Photography

 

Nahversorgung mit hohen akustischen Ansprüchen

Direkt an der Weser gelegen und nur ein paar Schritte vom ältesten künstlichen Hafen Deutschlands entfernt, ist das heutige Kontor kurz nach der Jahrtausendwende als Teil eines großen Shopping- und Erlebniscenters errichtet worden. Das so genannte Haven Höövt konnte die wirtschaftlichen Erwartungen allerdings nie erfüllen, so dass der damalige Betreiber 2010 Insolvenz anmeldete. Nach Jahren ohne Nutzung fand sich in der Haven Höövt Projektentwicklungsgesellschaft mbH ein neuer Investor, der das Areal nun in mehreren Bauphasen zum Stadtquartier umfunktioniert und mit der Revitalisierung des Einkaufszentrums den ersten Projektabschnitt bereits eindrucksvoll realisierte.

Moderne Anmutung der Fassade im typischen Rotbraun norddeutscher Backsteinarchitektur

Im Zuge der Umgestaltung wurde zunächst eine zweite Shopping-Mall komplett abgerissen, die im Haven Höövt mit dem heutigen Kontor über eine Brücke verbunden war. Auf der Abrissfläche entstehen bis 2022 insgesamt sechs Neubauten, in denen künftig überwiegend Wohnungen, aber auch Büros, Arztpraxen und eine Polizeistelle untergebracht sein werden. Das Kontor selbst erfuhr auf Grundlage des Entwurfs der archis Architekten + Ingenieure GmbH eine umfassende Sanierung: Äußerlich stellten sie der bestehenden Gebäudehülle eine neue Fassade aus Faserzementplatten voran, die postmodern anmutet, in ihrem rotbraunen Farbton aber gleichzeitig an die typisch norddeutsche Backsteinarchitektur erinnert. Innerlich folgt die Gestaltung hingegen dem süddeutschen Vorbild der Münchener Stachuspassagen. Runde Deckenelemente sorgen hier für ein optisches Highlight, das in funktionaler Hinsicht bestens mit dem bestehenden Licht- und Brandschutzkonzept harmoniert. Hervorragende akustische Eigenschaften schaffen zudem optimale Voraussetzungen für ein Einkaufserlebnis in Wohlfühlatmosphäre. 

Konzeption und Umsetzung  

„Mit dem Kontor Zum Alten Speicher haben wir eine Art Hybrid geschaffen – das Mittel zwischen großem Einkaufscenter und kleinem Nahversorgungszentrum“, sagt Max Zeitz, der den Umbau für die Haven Höövt Projektentwicklungsgesellschaft mbH verantwortete. „Wir wollten keinen austauschbaren Standort“, so Zeitz. Stattdessen sei es das Ziel gewesen, nur solche Shops unter einem Dach vereinen, die im näheren Umkreis nicht zu finden sind und die dem örtlichen Bedarf entsprechen. Der Revitalisierung gingen deshalb Milieuanalysen voraus, die gezielte Aufschlüsse über das Konsumverhalten der im Einzugsgebiet lebenden Menschen gaben.

Darauf aufbauend erfolgte auch eine räumliche Neustrukturierung. Während die Wegführung der Mall unverändert blieb, erhielt rund die Hälfte der bestehenden Geschäftseinheiten einen neuen Zuschnitt. So etwa wurde die Ladenfläche im Erdgeschoss, auf der vormals Marktkauf untergebracht war, für den neuen Ankermieter Kaufland deutlich verkleinert. Die freigewordenen Bereiche ließen sich dann für andere Anbieter nutzen, so dass ein Großteil des Handels nach dem Umbau ebenerdig stattfindet. Die beiden Obergeschosse hingegen dienen vornehmlich der Gastronomie und einem großen Fitnessstudio, im Untergeschoss befindet sich die Parkfläche.

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„Wir haben die Grundplanung der Läden sehr flexibel gehalten, um im Sinne des perfekten Mietermixes möglichst lange reagieren zu können“, sagt Bastian Wieland, Geschäftsführer der archis Architekten + Ingenieure GmbH.

Offensichtlich lag man mit der Shop-Auswahl richtig: So verbuchte Kaufland bereits kurz nach der Eröffnung ein monatliches Kundenvolumen, das ursprünglich erst nach einem Jahr erwartet worden war. Aber nicht nur das Sortiment, sondern auch die Umgestaltung der öffentlichen Bereiche dürfte ihren Teil dazu beitragen, dass das Kontor bereits jetzt eine sehr gute Resonanz erfährt. Denn hier, da sind sich Zeit und Wieland einig, sei es vor allem auch durch den Deckenaufbau gelungen, Funktionalität und Aufenthaltsqualität in einem hohen Maße zu vereinen.

Runde Sache mit akustischer Wirkung

In der Gestaltung der Decke legten die Beteiligten von Anfang an großen Wert auf eine ganzheitliche Betrachtung. Auf der einen Seite sollte die Verkleidung ästhetische Maßstäbe setzen und außerdem hohe akustische Anforderungen erfüllen, um ein sinnlich entspanntes Einkaufsumfeld zu erzeugen. Auf der anderen Seite sollte sich die Decke bestens mit dem Licht- und Brandschutzkonzept in Einklang bringen lassen. Auch deshalb bestand praktisch während der gesamten Planungs- und Umsetzungsphase ein kontinuierlicher Austausch mit Behörden und Sicherheitsbeauftragten.

Drei Abhängungsvarianten ermöglichen eine höhenvariable Installation auf
mehreren Ebenen und in unterschiedlichen Winkeln

Nach Anfertigung von Deckenspiegeln mit Mustern in unterschiedlichen Farben und Formen fiel die Wahl schließlich auf kreisrunde Akustik-Deckensegel. In Weiß und in unterschiedlichen Größen erfahren sie im „Kontor Zum Alten Speicher“ vor einem schwarzgesprenkelten Hintergrund eine kontrastreiche Inszenierung. Darüber hinaus erweist sich Ihre Geometrie als äußerst zweckdienlich, da die runden Elemente flächendeckend kleine Zwischenräume lassen. Lampen, Lautsprecher und Wassersprinkler integrieren sich darin unauffällig, so dass sich die stilvoll gestaltete Decke gänzlich ungestört dem Auge des Betrachters erschließt. 

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In allen öffentlichen Bereichen – vor allem auch dort, wo gastronomische Angebote zum Verweilen einladen – werde der Kundschaft damit ein „Aha-Erlebnis“ geboten, sagt Max Zeitz.      

Verbaut wurde Ecophon Solo Circle. Die freihängenden Deckensegel vereinen ausgezeichnete Akustikeigenschaften mit einem modernen Design und einem Höchstmaß an gestalterischer Freiheit. Drei Abhängungsvarianten ermöglichen eine höhenvariable Installation auf mehreren Ebenen und in unterschiedlichen Winkeln, so dass ein abwechslungsreiches und einzigartiges Deckenbild erzeugt wird, ohne das Raumvolumen einzuschränken. Zudem ist Ecophon Solo in diversen Farben, Größen und Formen erhältlich. Mit dem Grundmaterial Glaswolle erfüllt das Produkt ebenso höchste Anforderungen an den Brandschutz gemäß DIN EN ISO 1182 (nicht brennbar).