
Akustik in Hotels
Geschäftsreisende, Tagungsgäste und Urlauber haben eines gemeinsam: Als Hotelgäste wünschen sich einen erholsamen Aufenthalt und wollen sich wohlfühlen. Oft vergehen einige Stunden, wenn nicht sogar Tage bis dieses Gefühl beim Reisenden eintritt. So führt so manch eine Dienst- und Urlaubsreise aufgrund der ungewohnten Umgebung zu Schlafentzug. Dabei kann die Aufenthaltsqualität durch gezielte akustische und organisatorische Maßnahmen in Hotels nachhaltig verbessert werden. Dieser Artikel befasst sich mit den akustisch herausfordernden Bereichen wie der Rezeption, der Lobby aber auch Videokonferenz- und Besprechungsräumen.
In Hotels ist es wichtig, dass sich Kunden und Gäste bei Betreten des Gebäudes bereits willkommen und wohl fühlen. Der Andrang an der Rezeption und der Hotellobby, die typischerweise über große Glasflächen, viele schallharte Oberflächen und eine hohe Decke verfügen, ist meist groß. Hinzukommt, dass im Regelfall das Empfangspersonal neben den Gästen auch das Telefon mit eingehenden Anrufen betreut. Es kommt zu hohen Schalldruckpegeln und Stimmengewirr. Wiederholtes Nachfragen kann für Unmut sorgen und führt zu zusätzlichem Reisestress. Wenn dann noch laut gesprochen werden muss, um deutlich kommunizieren zu können, ist ein entspanntes Ankommen fast unmöglich.
Dieser Effekt wird auch als „Lärmspirale“ oder noch präziser „Lombard-Effekt“ bezeichnet. In lauten Räumen wird automatisch lauter gesprochen, um besser verstanden zu werden. Diese Spirale gilt es mit gezielten raumakustischen Maßnahmen zu „durchbrechen“. Ein positiver Effekt ist, dass wir in einer „bedämpften“ Umgebungen automatisch unser Verhalten anpassen und Gespräche leiser führen, da ein gegenseitiges Übertönen nicht mehr notwendig ist.
Aus diesem Grund ist es in Empfangsbereichen unverzichtbar, mit gezielten akustischen Maßnahmen eine gute Sprachverständlichkeit zu gewährleisten. Die Besonderheit im Vergleich zu anderen Hotelbereichen ist, dass zusätzlich ein gewisses Maß an Privatsphäre für die Kommunikation persönlicher Belange zu schaffen ist. Ein Zusammenspiel aus akustischen und organisatorischen Maßnahmen bildet hier den richtigen Ansatz.
Schall sollte im Nahbereich absorbiert und Echos bzw. störende Wandreflexionen vermieden werden. Dadurch kann eine Verbesserung der Sprachverständlichkeit erzielt und gleichzeitig die Schallausbreitung in angrenzende Bereiche vermieden werden. Eine Akustikdecke mit guten schallabsorbierenden Qualitäten einzusetzen, gezielt abgehängte schallabsorbierende Deckensegel direkt über der Rezeption sowie Wandabsorber unmittelbar hinter der Rezeption sind effektive Lösungsansätze.
Foto: Ecophon
Für den Wohlfühlfaktor sollten Sprachverständlichkeit, Privatsphäre und akustischer Komfort im Vordergrund stehen. Dies kann über eine höchstabsorbierende Akustikdecke oder auch freihängende Deckensegel gelingen, die auch hier zweierlei Funktion haben: die Nachhallzeit zu reduzieren sowie die Schallausbreitung zu minimieren. Bei Bedarf ist eine Abschirmung zwischen einzelnen Bereichen mit hoher Besucherfrequenz zu ermöglichen.
Eine weitere Herausforderung für die Raumakustik in Hotels sind multifunktional genutzte Räume mit unterschiedlichen Aktivitäten und Anforderungen, wie zum Beispiel Lobbys. Diese Räume sind meist offen gestaltet, wodurch sich Schall ungehindert ausbreiten kann. Zudem absorbieren die Raumumfassungsflächen, auf die der Direktschall irgendwann auftrifft, diesen nicht oder nicht genügend stark, sondern reflektieren ihn in den Raum, sodass sich Geräusche überlagern. Diese Überlagerung der Geräusche führt zu hohen Hintergrundgeräuschpegeln.
Hier lohnt es sich, ganzheitliche Ansätze in die Planung einzubeziehen. Fußend auf den Parametern „Aktivität“, „Mensch“ und „Raum“ zielt das „Activity Based Acoustic Design“ darauf ab, unterschiedliche Bereiche so anzuordnen und zu gestalten, dass sie die unterschiedlichen Anforderungen der Nutzer bestmöglich gerecht werden.
Eine exemplarische Lösung bildet die Hotellobby des Original Sokos Hotel President in Helsinki.
Fotos: Kari Palsila für Ecophon
Hier wurde neben der schallabsorbierenden Gestaltung der Decke ebenfalls mit einem trittschallmindernden Bodenbelag geplant, der den Sitz- und Wartebereich auch stilistisch vom Eingangsbereich abhebt. Durch die akustisch wirksame Decke können Gespräche in reduzierter Lautstärke erfolgen, wodurch gleichzeitig der Gesamt-Schalldruckpegel reduziert werden kann.
Tagungs- und Besprechungsräume
In Tagungs- und Besprechungsräumen steht die Kommunikation im Mittelpunkt. Wenn sie nicht funktioniert, kann es bei allen Beteiligten zu Unbehagen, Ermüdung und Konzentrationsschwächen führen. Besprechungsräume sollen daher ungestörte Kommunikation durch eine sehr gute Sprachverständlichkeit ermöglichen. Vor allem bei Videokonferenzen und nicht-muttersprachlicher Kommunikation ist die Sprachverständlichkeit besonders wichtig. Denn diese Räume müssen optimale Bedingungen für das Zuhören, das Sprechen und auch für das Aufnehmen, also die Übertragung von Signalen, schaffen. Neben einer vom Raumvolumen abhängigen Nachhallzeit, kann eine gute Sprachverständlichkeit über die Vermeidung von Schallreflexionen erzielt werden. Schallabsorbierende Decken- und Wandelemente fördern die Kommunikation. Eine ausreichende Schalldämmung sollte auch berücksichtigt werden.
Grenzen Besprechungsräume an offene bzw. halboffene Bereiche an, sollte hier mit einem besonderen Augenmerk auf eine hohe Grundbedämpfung gelegt werden. Wenn mit einem durchdachten Zonierungskonzept geplant wird, gelingt es die störende Sprachschallausbreitung zu reduzieren.
In Videokonferenzräumen kommt es natürlich auch auf die implementierten Mikrofon- und Lautsprechersysteme an. Mikrofone mit einer sogenannten „Kugelcharakteristik“ sind weit verbreitet. Diese Art von Mikrofon nimmt den Schall aus allen Richtungen auf, was flexible Sprecherpositionen erlaubt. Im Gegensatz zu Richtmikrofonen und eingebauten Laptop-Mikrofonen, sind diese Mikrofone allerdings sehr anfällig für Nebengeräusche. Als Faustregel gilt, dass ein Sprecher sich maximal zwei Meter von einem Mikrofon entfernt aufhalten sollte, um eine gute Übertragung der Sprachsignale gewährleisten zu können.
Ein Beispiel dafür ist sind die nachfolgenden Tagungs- und Besprechungsräume:

Foto: Teddy Strandqvist, Studio-e.se für Ecophon

Foto: Marcin Ratajczak für Ecophon

Foto: Marcin Ratajczak für Ecophon