Kreative Begeisterung

Das neue Autodesk-Forschungszentrum in Tel Aviv wurde mit dem Israeli Design Prize 2015 ausgezeichnet. Autodesk entwickelt Software. Phasen intensiver Mitarbeiterkommunikation wechseln mit Zeiten ab, in denen eine leise und ruhige Arbeitsumgebung gefordert ist. Keine einfache Aufgabe für den Raumplaner.

 

Besucher der neuen Autodesk-Niederlassung in Tel Aviv werden aufmerksam von einem Hund taxiert, der sich lässig auf dem grauen Zementfußboden räkelt. Das vierstöckige Forschungszentrum der Softwareschmiede liegt an einer der belebtesten Einkaufsstraßen der Stadt. Schon auf den ersten Blick wird klar, dass sich die Mitarbeiter hier wie zu Hause fühlen sollen – und deshalb auch ihre Haustiere mitbringen dürfen.

Autodesk ist internationaler Marktführer für CAD- und Animationssoftware. Das Unternehmen beschäftigt über 7.000 Mitarbeiter weltweit. Es entwickelt Software, Cloud-Dienstleistungen und Apps für eine Vielzahl von Branchen: Architektur, Gebäudetechnik, Hoch- und Tiefbau, Fertigung, Wohngestaltung und viele andere. Die Softwareprodukte des Unternehmens (darunter das Flaggschiff AutoCAD) kamen schon bei zahlreichen Prestigeprojekten zum Einsatz, darunter der Freedom Tower in New York und der Ausbau des Panamakanals.

Wie es sich für ein Unternehmen gehört, das sein Geld mit 3D-Software verdient, wurde das Forschungszentrum dreidimensional geplant. Produkte aus den 3D-Druckern, die überall in den Büros herumstehen, zieren die Wände. Projektdesignerin Shirli Zamir erklärt: "Die Produkte von Autodesk sollten sich in unserer Raumgestaltung widerspiegeln. Wir haben mit unterschiedlichen Materialien gearbeitet – Holz, Stahl, Zement – und diese zu Ebenen zusammengesetzt. Die Decke ist nicht verkleidet, die Leitungen und Kabel sind zu sehen. Das schafft eine spannungsgeladene Atmosphäre.”

 

 

 Autodesk Büros in Israel

  • Das neue Autodesk-Forschungszentrum mit 120 Mitarbeitern eröffnete 2014.
  • Autodesk ist internationaler Marktführer für CAD- und Animationssoftware, Es entwickelt Software, Cloud-Dienstleistungen und Apps für eine Vielzahl von Branchen: Architektur, Gebäudetechnik, Hoch- und Tiefbau, Fertigung, Wohngestaltung und viele andere.
  • Das führende Produkt, AutoCAD WS, bietet Zugriff von WEB-Browsern, Mobiltelefonen und Tablets. Nach Unternehmensangaben wird dies täglich von Nutzern weltweit eingesetzt.
 

 

Architekt Michi Setter ergänzt: „Wir wollten ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen einer motivierenden, kreativen Atmosphäre einerseits und einem ruhigen, leisen Arbeitsraum andererseits schaffen. Das klingt widersprüchlich, aber die Gestaltung in drei Dimensionen hat uns dabei geholfen.“

Das Design fördert die Kooperation in und zwischen Teams. Die Räume sind sowohl für die Einzel- als auch für die Gruppenarbeit geeignet. Der große, zentrale Raum ist durch eine Pufferzone vom Gang getrennt. In der Pufferzone gibt es ruhige Arbeitsbereiche, informelle Kooperationsbereiche und Konferenzräume – die alle als visuelle und akustische Barrieren dienen. „Wer seinen Mitarbeitern die Freiheit lässt, nach Belieben zwischen den Arbeitsräumen zu wechseln“, glaubt Zamir, „befreit auch ihr Denken.”

Die Rezeption befindet sich im ersten der vier Stockwerke, neben einer Cafeteria, in der es Dutzende Leckereien und Milchgetränke gibt, natürlich alle Bio. Eine komplette Etage ist den 3D-Aktivitäten des Unternehmens vorbehalten; einige Drucker, die hier stehen, sind so groß wie Autos. Alle Stockwerke bieten einen malerischen Blick auf Tel Aviv und das türkisblaue Mittelmeer.

Usprünglich hatte die Konzernzentrale in den USA ein Großraumbüro für alle Mitarbeiter vorgeschlagen, aber die israelische Niederlassung hatte andere Vorstellungen. „Wir wollten kein Großraumbüro“, sagt Jonathan Seroussi, Standort-Manager und Leiter des AutoCAD App-Teams. Israelis seien einfach dynamischer und ungestümer als ihre Kollegen in den USA, erklärt er freimütig. „Wir wollten einen Arbeitsraum, in dem die wichtige Kommunikation stattfinden kann: Man hört nicht alles, was die Kollegen sagen, sondern nur das, was man wirklich hören will oder muss.“

Michi Setter erinnert sich an einen Besuch in Indien, wo mehrere hundert Mitarbeiter in einem Großraumbüro arbeiteten, ohne dass ein Ton zu hören war. In Israel, sagt er, wäre das unvorstellbar.

Das Bürodesign erhielt in diesem Jahr den Bronze A’Design Award in Italien und den Ot Haitzuv Design-Award in Israel. Da sich mit den Produkten von Autodesk nachhaltige Gestaltungs- und Fertigungsprinzipien realisieren lassen, lag es auf der Hand, auch die Niederlassung nachhaltig zu gestalten. Das Gebäude erhielt die beste LEED-Nachhaltigkeitsbewertung (Platin) für gewerblich genutzte Innenausstattung. Für den Bau wurden Recyclingmaterialien verwendet. Beleuchtung und Klimaanlage schalten sich erst ein, wenn die Mitarbeiter die Räume betreten. Beim Verlassen schalten sie sich wieder aus.

Autodesk sei heute zwar ein großer Konzern, doch, so Eitan Tsarfati, Leiter der 3D-Druckplattform, in der Niederlassung in Tel Aviv fänden sich viele Spuren aus der jungen, rebellischen Welt der Startups.„Bei uns zieren bunte Graffiti die Wände, was bei Konzernbüros eher selten zu sehen ist. Wir haben mit unterschiedlichen Materialien gearbeitet – Holz, Stahl, Zement – und diese zu Ebenen zusammengesetzt. Die Decke ist unverkleidet, die Leitungen und Kabel sind zu sehen. Das schafft eine spannungsgeladene Atmosphäre.“

 

 

Raumakustische Lösung

  • Es ist eine Herausforderung, wenn der Zementfussboden nicht mit Teppichboden versehen werden kann, um die Geräusche zu verringern. Und gleichzeitig den Mitarbeitern die Möglichkeit offen zu lassen, ihre Haustiere mitzubringen. 
  • Um den Lärm zu reduzieren, wurden verschiedene Ecophon Akustikdeckensysteme eingesetzt. Ecophon Solo™ und Ecophon Master™ B in der Farbe Soft Slate wurden über den Arbeitsbereichen, in den Fluren und in den Konferenzräumen eingesetzt.
 

 

Text: Adi Schwartz
Foto: Ahikam Seri